Reportret

Galerie rekonstruierter Porträts


Erstellt: 2005
Veröffentlicht: 2005
Geändert: 2012


Das rekonstruierte Porträt von Vercingetorix

Vercingetorix

Die Römer hatten die Gallier — die kontinentalen Kelten im heutigen Frankreich — bereits mehrere Jahre bekämpft. Der größte Teil Galliens wurde von den Römern beherrscht. Vercingetorix (*72–†46 vuz; passend bedeutet sein Name ›König der Krieger‹) war sehr unglücklich mit dem Sachverhalt und die Römer sollten sich bald mit diesem lästigen Rebell beschäftigen müssen. Er sammelte Verbündeten aller Teile Galliens und führte einen gewalttätigen Feldzug, um es von den Römern zu befreien. Vercingetorix hatte jedoch keinen Erfolg. In einem Hügelfort bei Alesia wurden er und seine Männer belagert und Vercingetorix sah keinen anderen Ausweg, als sich zu ergeben. Nach Rom gebracht, starb Vercingetorix einige Jahre später in Gefangenschaft. Er wurde wahrscheinlich während einer öffentlichen Vorführung erwürgt. In den letzten paar Jahrhunderten wurde Vercingetorix zu einem Symbol des französischen Nationalismus gemacht.

Wie sollten wir uns das Aussehen von Vercingetorix vorstellen? Sein direkter Gegner Caesar schrieb einen Gesamtbericht zum Krieg in Gallien, jedoch erwähnt er (vorsätzlich?) nichts zur Natur oder zum Aussehen von Vercingetorix, obwohl sie einander tatsächlich persönlich getroffen haben. Wir müssen uns deswegen an andere Quellen wenden. Im Allgemeinen ist von den Kelten bekannt, dass sie gefärbte Hosen und Mäntel trugen. Die Männer hatten oft halblanges Haar (in Kalkwasser gewaschen und rückwärts gekämmt) und Hängeschnurrbärte. Neben dieser Haartracht zeigt eine Marmorfigur den sehr kennzeichnenden Torque (Halsring), der unter den Kelten üblich war. Eine Kalksteinfigur stellt einen keltischen Krieger vor, der einen derartigen Torque trägt, mit einem Mantel, Hosen, einem Ringpanzerhemd (das möglicherweise eine keltische Erfindung ist), und einem Riemen. Der Mann trägt weiter ein langes Schwert und ein großes, ovalförmiges Schild — Waffen, die von archäologischen Funden geläufig sind. Verschiedene Arten ›keltischer‹ Helme sind ebenfalls gefunden, aber die sind selten in der zeitgenössischen Kunst abgebildet worden. Münzen, die ein Bild des Gesichts von Vercingetorix enthalten, sind als Quelle unzuverlässig. Diese Bilder sind hauptsächlich idealisierte, symbolische Darstellungen.

Welcher Stil war allgemein geläufig zur Zeit von Vercingetorix? Leider haben die Festlandskelten keine gefärbten Malereien hinterlassen — mindestens keine, die erhalten geblieben sind. Wir haben schon kleine Skulpturen und eine ganze Reihe von Metallgegenständen: hauptsächlich Schmuck und Waffen, mit abstrakten Formen verziert. Ausnahmsweise enthält eine Schwertscheide aus Bronze sehr authentische, bildliche Darstellungen von Kriegern zu Fuß und zu Pferd — zwar noch immer ohne Farbe. Trotz ihrer ziemlich naiven Natur ist es klar, dass diese Bilder sorgfältig zusammengestellt, ausgeglichen, und verziert worden sind. Sie setzen sich aus dünnen, feinen, ins Metall gravierten Linien zusammen. Köpfe und Glieder sind in Seitenansicht wiedergegeben worden, nur ein bisschen verformt. Tiefe und Perspektive sind abwesend: die Darstellungen sind völlig ›flach‹.

Die folgenden Details sind ins rekonstruierte Porträt aufgenommen worden. Das Ringpanzerhemd, das Schild, der Torque, und der Mantel sind von der Kalksteinfigur übernommen worden. Die Haartracht (weiß vom Kalkwasser), die Hosen, und die spitzen Schuhe wurden von den Bildern auf der Schwertscheide abgeleitet. Die Verzierungen wurden davon inspiriert. Das Ringpanzerhemd ist wie eine Struktur kleiner Rauten mit einem Punkt darin wiedergegeben worden; nicht weil das Ringgeflecht wirklich so aussah, sondern weil diese dekorative Struktur ebenfalls auf der Schwertscheide vorzufinden ist. Ein Hängeschnurrbart, wie der sichtbar ist auf der Marmorfigur, wurde hinzugefügt und das Schwert beruht auf die vielen zeitgenössischen Beispiele, die erhalten geblieben sind. Weil es unklar ist, welche Farben die Kelten in ihrer Bildkultur anwandten, enthält das Porträt keine anderen Farben als Schattierungen der Metall-gleichenden Grundfarbe.


Haben Sie einen Vorschlag oder eine Bemerkung anlässlich dieser Rekonstruktion? Jeder Kommentar ist sehr erwünscht.


Quellen

  • Gaius Julius Caesar, Commentarii de Bello Gallico (Roma 52–51 vuz). Caesar beschreibt seine Bemühungen, Gallien zu erobern, in den Jahren 58–52 vuz. Es ist ein idealisierter Bericht und viele Tatsachen sind verdreht oder übertrieben worden, um den Verfasser zu loben. Er wurde später Alleinherrscher des römischen Reiches. Buch VII handelt vom Aufstand von Vercingetorix.
  • Römische Marmorfigur, allgemein als ›der sterbende Gallier‹ bekannt, Italia: Roma: Musei Capitolini: Palazzo Nuovo: Sala del Gladiatore, MC0747 (Roma 1. Jahrhundert vuz). Diese Marmorfigur ist wahrscheinlich eine römische Kopie eines griechischen — heute verlorenen — Bronzeoriginal des 3. Jahrhunderts vuz, das einen Galater (ein Kelt aus Anatolien) vorstellte. Die Nacktheit dieses Kelts ist ein Griechisches Schönheitsideal und kein Hinweis für das tatsächliche Aussehen.
  • Gallo-römische Kalksteinfigur, die einen Gallischen Krieger vorstellt, France: Avignon: Musée Lapidaire (Vachères 1. Jahrhundert vuz).
  • Schwertscheide aus Bronze, Österreich: Wien: Naturhistorisches Museum Wien: Prähistorische Abteilung (Österreich 5.–3. Jahrhundert vuz). Die gravierte Scheide wurde aus Grab Nr. 994 zu Hallstatt ausgegraben.

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