Reportret

Galerie rekonstruierter Porträts


Erstellt: 2004
Veröffentlicht: 2004


Das rekonstruierte Porträt von Laozi

Laozi

Sein Name war ursprünglich ›Li Er‹ und er arbeitete als Archivar am Hof eines Monarchen der herrschenden Zhou-Dynastie. Aber er wurde allenthalben bekannt unter dem Namen ›Laozi‹, was soviel wie ›Alter Meister‹ bedeutet. Denn Laozi (*604–†531 vuz) war vor allem Denker und er schrieb Daodejing (= ›Buch zum Weg und zur Tugend‹). Laozi glaubte, dass es besser war, sich den Umständen des Lebens spontan anzupassen, als zu forcieren, sich Sorgen zu machen, oder zu versuchen irgendetwas in den Griff zu bekommen. Er unterschied Wissen deutlich von Weisheit und er legte großen Wert auf Einfachheit, Integrität, Erbarmen, und Bescheidenheit. Sein Rat war, gemäß wu wei (= ›ohne Streben‹) zu leben, wie mitbiegendes Schilf im Wind. Oder, wie Laozi das selbst formulierte: »Was nachgibt, wird ganz bleiben. Was biegt, wird sich aufrichten. Handele ohne Streben und nichts wird aus dem Gleichgewicht sein« (Daodejing, Fragmente aus Kapitel 22 und Kapitel 3). Er verbrachte seine letzten Tage in Absonderung. Die Ideen von Laozi sollten als Volksreligion und politische Theorie — auf den Nenner ›Daoismus‹ gebracht — großen, dauerhaften Einfluss auf die chinesische Geschichte haben.

Wie sollten wir uns das Aussehen von Laozi vorstellen? Die schriftlichen Quellen schweigen davon vollständig. Die frühesten Malereien aus China, auf denen Menschen einigermaßen naturgetreu dargestellt worden sind, datieren aus dem dritten und zweiten Jahrhundert vuz. Das Bild von Laozi muss deswegen ganz und gar aus Annahmen aufgebaut werden. Er arbeitete als Beamter am Hof des damaligen höchsten Machthabers von China. Laozi gehörte also zur Oberschicht der chinesischen Gesellschaft und in groben Zügen scheint die Mode dieser Oberschicht seit jenen frühen Bildern bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts uz ziemlich gleichbleibend gewesen zu sein. Wir können deshalb ziemlich sicher annehmen, dass Laozi, wie auf den frühesten Malereien zu sehen ist, ein langes Gewand trug, das den Körper völlig bedeckte, mit langen, weiten Ärmeln. Wahrscheinlich hatte er langes Haar, das in einen kleinen Haarknoten zusammengebunden war, möglicherweise in Kombination mit einer kleinen Kopfbedeckung. Es gibt keine direkten Hinweise, dass Laozi einen Bart oder Schnurrbart trug.

Welcher Stil war allgemein geläufig zur Zeit von Laozi? Aus dem China des sechsten Jahrhunderts vuz sind nur wenige Kunstgegenstände erhalten geblieben. Schon ist klar, dass Laozi zu einer Zeit lebte, in der die Abbildungsweise sich änderte (übrigens im Gegensatz zur erwähnten Kleidungsweise, oder den Schriftzeichen, zum Beispiel) — im Zeitalter, das heutzutage Dong Zhou (= ›Östliches‹ Zhou) genannt wird. Feste, symmetrische, und geometrische Dekorationen machten allmählich Platz für spontane, ausdrucksvolle, oder gerade realistische Kreationen. Es ist bedeutungsvoll, dass gerade in diesem Zeitalter der Pinsel als Werkzeug und Seide als Untergrund zur Verwendung kamen, wohingegen bis dahin Bronze, Jade, und Holz die grundlegenden Werkstoffe waren. Abgesehen von dieser Entwicklung ist es klar, dass nur ein einfacher, geschmeidiger Stil ohne Verzierungen zur Philosophie von Laozi passt. Eigentlich muss auch dieser zeitgenössische Stil — genau wie das Aussehen von Laozi — gänzlich erfunden werden, zwar von späteren Beispiele inspiriert.

Die folgenden Details sind ins rekonstruierte Porträt aufgenommen worden. Die Form des Gesichts, die Frisur, das gefaltete Gewand, und die Weise, wie Laozi sich auf seinen Stock stützt, sind von einem oder mehreren der frühesten Malereien entlehnt worden. Die zeigen auch, mehr als einmal, die fast abstrakten Enden der Kleidung. Der Stil ist nüchtern und setzt sich lauter aus schwarzen Linien zusammen, ohne Farben oder Grautöne. Die Linien sind einigermaßen ausdrucksvoll wegen der stark schwankenden Dicke. Laozi ist in Seitenansicht wiedergegeben worden, ohne Tiefe, weil diese Abbildungsweise zu seiner Zeit immer noch die Gebräuchlichste gewesen sein muss.


Haben Sie einen Vorschlag oder eine Bemerkung anlässlich dieser Rekonstruktion? Jeder Kommentar ist sehr erwünscht.


Quellen

  • Laozi, Daodejing (Zhongguo um 550 vuz). Die wörtliche Bedeutung des Titels ist ›Weg Tugend Buch‹. Der Text setzt sich aus 81 kurzen, poetischen Kapiteln zusammen. Von Daodejing existieren viele unterschiedliche Übersetzungen und Deutungen, weil der Text auf mehrere Weisen erklärt werden kann. Der ursprüngliche, chinesische Text der angeführten Zitate lautet »Qu ze quan, wang ze zhi. Wa ze ying, bi ze xin« (aus Kapitel 22) und »Wei wu wei, ze wu bu zhi« (aus Kapitel 3). Das beste nicht-chinesische Gegenstück von wu wei ist vielleicht schon no spang (= ›keine Spannung‹, ›mach dir keine Sorgen‹) auf Sranan.
  • Beispiele der frühesten Malereien in der chinesischen Kunst, auf denen Menschen einigermaßen naturgetreu dargestellt worden sind:
    • Malerei auf Seide mit der Darstellung einer Frau und eines Phönixes, Zhongguo: Changsha: Hunan Provincial Museum (Zhongguo 3. Jahrhundert vuz). Die Malerei wurde in 1949 uz in einem Grab in der Nähe der Stadt Changsha gefunden.
    • Malerei auf Seide mit einem Bild eines Mannes, der von einem Drachen, Phönix, und Fisch begleitet wird, Zhongguo: Changsha: Hunan Provincial Museum (Zhongguo 3. Jahrhundert vuz). Die Malerei stellt möglicherweise den gestorbenen Adligen vor, während seiner Reise zum Himmel. Sie wurde in einem Grab in der Nähe von Changsha entdeckt.
    • T-förmige, bemalte Seidenfahne (feiyi), Zhongguo: Changsha: Hunan Provincial Museum (Zhongguo um 168 vuz). Die Fahne wurde in 1972 uz im Grab einer Edelfrau, in Grabmal 1 von Grabhügel Mawangdui, bei der Stadt Changsha vorgefunden. Sie ist ungefähr 2 m. lang und enthält Szenen aus dem Leben der Edelfrau und des Jenseits, mit Darstellungen von Menschen, Vögeln, Schlangen, Drachen, und anderen Wesen.
    • Bemalte Fliesen, usa: Boston: Museum of Fine Arts, 25.10 (Zhongguo 1. Jahrhundert vuz). Auf diesen Fliesen — in 1915 uz bei Luoyang entdeckt — sind Angehörigen einer lokalen Hofhaltung mit ausdrucksvollen Pinselstrichen wiedergegeben worden.

Alternativen für ›Laozi‹: Lao Zi / Laotzu / Lao-tzu / Lao Tzu / Laotsu / Lao-tsu / Lao Tsu / Laotze / Lao-tze / Lao Tze / Laotse / Lao-tse / Lao Tse.

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